Herzgesunde Ernährung

astrea Apotheke • 8. Januar 2025

Schluss mit Ernährungsmythen!

 

Wer auf seine Herzgesundheit achten muss oder einer Herzerkrankung vorbeugen möchte, stösst auf viele Ernährungstipps, die nicht immer über jeden Zweifel erhaben sind. Schauen wir uns hier gemeinsam einige dieser Aussagen an und überprüfen deren Wahrheitsgehalt.

"Fette sind grundsätzlich schlecht für das Herz"

Nicht alle Fette schaden dem Herzen. Richtig ist, dass gesättigte Fettsäuren, wie sie zum Beispiel in rotem Fleisch, Butter oder Vollmilchprodukten vorkommen, sowie Transfette aus stark verarbeiteten und frittierten Speisen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Sie heben den LDL-Cholesterinspiegel («schlechtes» Cholesterin) an und fördern Entzündungen. Im Gegensatz dazu sind ungesättigte Fettsäuren, die reichlich in pflanzlichen Ölen, in fettem Fisch wie Lachs, in Nüssen oder Samen vorhanden sind, gut für das Herz: Sie erhöhen den HDL-Cholesterinspiegel («gutes» Cholesterin), der hilft, überschüssiges Cholesterin aus den Arterien zu entfernen. Ausserdem wirken sie entzündungshemmend und verbessern die Herzfunktion.


"Fleisch liefert die besten Proteine für eine herzgesunde Ernährung"

Pflanzliche Proteinquellen sind nicht nur für Vegetarier und Veganer wertvoll, sondern auch für die Herzgesundheit vorteilhaft. Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen, Nüsse, Samen und Vollkornprodukte enthalten hochwertige Proteine und sind gleichzeitig arm an gesättigten Fetten. Diese pflanzlichen Lebensmittel liefern zusätzlich Ballaststoffe, Vitamine und Antioxidantien, die das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern. Studien zeigen, dass eine vermehrte Aufnahme pflanzlicher Proteine zu niedrigeren Cholesterinwerten und einer besseren Herzgesundheit führt, während der übermässige Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch das Risiko von Herzkrankheiten erhöht.


"Kohlenhydrate sollten mehrheitlich vermieden werden, um das Herz zu schützen"

Hier muss zwischen den verschiedenen Arten von Kohlenhydraten unterschieden werden: Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten sind ein wesentlicher Bestandteil einer herzgesunden Ernährung. Sie liefern Energie, sättigen, sind reich an wertvollen Ballaststoffen und fördern eine gesunde Verdauung. Im Gegensatz dazu sollten einfache Kohlenhydrate und raffinierter Zucker, wie sie etwa in Weissbrot oder Süssigkeiten vorkommen, vermieden werden. Denn sie erhöhen den Blutzuckerspiegel und damit die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht und Diabetes – beides Risikofaktoren für Herzerkrankungen!


"Eine herzgesunde Ernährung erfordert einen strikten Verzicht auf Salz"

Ein völliger Verzicht auf Salz ist nicht notwendig, aber eine Reduktion des Salzkonsums ist sinnvoll. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine maximale Zufuhr von 5 Gramm Salz (ca. ein Teelöffel) pro Tag. Zu viel Salz fördert Wassereinlagerungen im Körper, was das Blutvolumen und den Druck auf die Gefässwände erhöht. Besonders in verarbeiteten Lebensmitteln wie in Fertiggerichten, Wurstwaren oder Chips ist Salz oft in hohen Mengen enthalten. Solche Lebensmittel zu meiden und stattdessen frische, unverarbeitete Zutaten zu verwenden, kann helfen, den Blutdruck zu senken und das Herz zu entlasten.


"Nur Übergewichtige müssen auf eine herzgesunde Ernährung achten"

Herz-Kreislauf-Erkrankungen betreffen Menschen unabhängig vom Gewicht. Ein schlanker Körper schützt nicht automatisch vor hohem Cholesterin, Bluthochdruck oder arteriellen Entzündungen, die ihrerseits Herzkrankheiten verursachen können. Diverse Faktoren wie genetische Veranlagung, Stress, Bewegungsmangel und der Konsum ungesunder Nahrungsmittel können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht nur für übergewichtige Menschen erhöhen. Eine ausgewogene, herzgesunde Ernährung ist daher für jeden zu empfehlen, denn sie verbessert auch das allgemeine Wohlbefinden und fördert die langfristige Herzgesundheit.


Weitere Informationen:

• Die Schweizerische Herzstiftung bietet in ihrem Online-Shop viele kostenlose Broschüren sowie Hilfsmittel wie Ausweise, Checklisten, Blutdruckgeräte und Kochbücher für eine herzgesund Ernährung an. www.swissheart.ch/shop

• Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung gibt auf ihrer Homepage ebenfalls viele Tipps zu einer gesunden Ernährung und erklärt die neue Lebensmittelpyramide. www.sge-ssn.ch

Aktuelles aus Ihrer Apotheke

von astrea Apothekenmagazin 10. Februar 2025
Die Redewendung «von ganzem Herzen» wirkt wohltuend. Aber gibt das Herz immer die perfekte Richtung vor und können wir uns auf seinen Rat verlassen? Die Psychologin und Autorin Angelika Kallwass kennt sich in Herzensdingen aus. Angelika Kallwass, wie interpretieren Sie den häufig zitierten Satz «Man sieht nur mit dem Herzen gut»? Angelika Kallwass*: «… Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!» Als dieser berühmte Satz 1943 in Antoine de Saint-Exupérys Buch «Der kleine Prinz» erschien, wusste man über den Zusammenhang zwischen hirnorganischen Vorgängen und deren Auswirkung auf das vegetative Nervensystem wie zum Beispiel den Herzschlag längst nicht so viel wie heute. Natürlich kann man mit dem Organ Herz nicht «sehen». Aber das Herz ist ein sehr altes und starkes Symbol geworden, weil es ganz unmittelbar auf Gefühle reagiert. Man ist beispielsweise mit anderen Menschen in einer Runde und spürt spontan, dass atmosphärisch etwas nicht stimmt. Allerdings sind nicht alle Menschen gleich feinfühlig. Ist Feinfühligkeit eine Begabung? Bei Kindern ist das Bauchgefühl noch ausgeprägt vorhanden. Sie spüren Spannungen zwischen ihren Eltern auch dann, wenn Mutter und Vater versuchen, sich zusammenzureissen. Solche Situationen werden von Kindern oft als «komisch» bezeichnet. Sie bringen damit ihr Unbehagen über den für sie unverständlichen Zustand zum Ausdruck. Wenn Eltern die Kinder mit Beschwichtigungen wie «Es ist doch alles in Ordnung, was willst du eigentlich?» zu beruhigen versuchen, wird zum ersten Mal die Wahrnehmungsfähigkeit des Kindes verbogen. Angenommen, eine Frau muss sich zwischen zwei Männern entscheiden, die beide ihre Qualitäten haben. Die beste Freundin rät: «Hör doch auf dein Herz!» Ein guter Rat? Eine schwierige Situation. Sagt die betreffende Frau, sie sei verzweifelt und wisse einfach nicht, welche Entscheidung die richtige für sie sei, kann vielleicht der Rat weiterhelfen: «Dann schalt doch auch mal den Kopf ein.» Würden Sie als erfahrene Beraterin einer Klientin oder einem Klienten derart unverblümt sagen, er solle seinen Verstand gebrauchen? Nein, ich rate eher, sich eine bestimmte Situation vorzustellen und sich ganz intensiv hineinzubegeben. Einer Frau, die sich zwischen zwei Partnern entscheiden muss, würde ich möglicherweise vorschlagen: «Stellen Sie sich vor, Sie seien mit beiden Männern auf einer Wanderung. Man ist vom Weg abgekommen und hat sich gründlich verlaufen – was jetzt? Bei welchem der beiden Männer hätten Sie das Gefühl, mit ihm zusammen ein Team zu sein? Zu wem hätten Sie mehr Vertrauen, dass man gemeinsam den Weg finden und ans Ziel kommen wird?» Es ist schön, wenn man sich als Liebespaar und im Bett gut versteht. Entscheidend für die Tragfähigkeit der Beziehung ist das Gefühl: «Wir sind miteinander befreundet, wir sind ein Team und fähig, Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern.» Hat sich im Verlaufe der Corona-Krise – neben vielen und schweren Belastungen – da und dort ein neuer Sinn für Herzlichkeit und Zuwendung entwickelt? Jede Generation stand vor einer besonderen Testsituation und erlebte auf ihre Weise so etwas wie eine Vertreibung aus dem Paradies. Nun haben wir es aber mit einem Virus zu tun, das das gesamte gesellschaftliche Leben verändert und bisher bestehende Ordnungen infrage stellt. Schwierig ist vor allem die «Unsichtbarkeit» des Virus: Jemand kann angesteckt sein, ohne dass er dies weiss. Lange Zeit lebten wir in der Illusion, wir hätten die Welt erobert: Wir konnten reisen, wohin wir wollten. Jetzt stellen wir fassungslos eine weltweite Gefährdung fest. Ich würde nicht sagen, dass Corona mehr Herzlichkeit hervorgebracht hat, sondern eher mehr Achtsamkeit füreinander im Alltag. «Ich denke, das Gefühl ‹ich komme beim anderen an›, ‹ich werde erkannt› lebt als ganz grosses Bedürfnis in uns.» Verfügen Menschen, die Herzlichkeit ausstrahlen, über eine besondere Begabung? Ob es hier tatsächlich um eine genetische Veranlagung geht, ist schwer nachweisbar. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Fähigkeit, den Mitmenschen mit Herzlichkeit zu begegnen, sehr viel damit zu tun hat, wie man als Kind erkannt worden ist und wie weit es gelungen ist, seine Eltern zu erkennen. Wie viele Gänseblümchen habe ich als Kind abgerissen, um meiner Mutter einen Strauss zu bringen! Als mich dann meine Mutter anwies, die Blümchen stehen zu lassen, hatte sie ja recht – aber ich war tief enttäuscht. Später begriff ich: Hätte sie mein Bedürfnis, ihr eine Freude zu machen, besser erkannt, hätte sie mir auf andere Weise erklärt, weshalb die kleinen Blumen zu schützen seien – ich wäre nicht so enttäuscht gewesen. Ich denke, das Gefühl «ich komme beim anderen an», «ich werde erkannt» lebt als ganz grosses Bedürfnis in uns. Manchmal wird der Mangel an sprachlicher Ausdrucksfähigkeit mit dem Satz «Ich habe eben mein Herz nicht auf der Zunge» begründet. Das Gefühl der von Herzen kommenden Zuwendung muss sich nicht zwingend immer in vielen Worten äussern. Manchmal genügt «das Gefühl», dass man den anderen Menschen begleiten, ihm beistehen und für ihn da sein werde. Freundschaften und Partnerschaft kann man im Internet suchen. Geht uns die Unmittelbarkeit und Herzlichkeit von Beziehungen verloren? Vielleicht bin ich altmodisch. Aber für mich sind die Unmittelbarkeit und die damit verbundene Sinnlichkeit sehr bedeutungsvoll. Selbstverständlich ist es wunderbar, mit einem in Amerika lebenden Kind per Skype verbunden zu sein. Aber bei dieser Art von Begegnung werden nicht alle unsere Sinne angesprochen und wir können unsere Zuwendung zum Mitmenschen nicht genügend zum Ausdruck bringen. Zu Beginn einer Partnerschaft beflügelt das Gefühl, man sei «ein Herz und eine Seele». Ist der hormonelle Schub etwas verebbt, kann sich das Hochgefühl in Monotonie verwandeln. Wäre aufmerksame Herzlichkeit in der Partnerschaft vielleicht ein zuverlässiges «Bindemittel»? Hier sind wir erneut bei einer Variante des Zitats «Man sieht nur mit dem Herzen gut». Es geht nicht allein um Sexualität, sondern auch um etwas, das ich mit den Begriffen Liebe, Kameradschaft und Freundschaft umschreiben möchte. In einer so gearteten Lebensgemeinschaft kann man am Gesichtsausdruck des Partners oder der Partnerin erkennen, ob es ihm oder ihr gut geht oder ob etwas nicht in Ordnung ist. Empathie halte ich für etwas unglaublich Wichtiges. Sind wir überhaupt in der Lage, von ganzem Herzen und ohne jede Berechnung oder Erwartung auf irgendwelche Gegenleistungen Geschenke zu machen – ja selbst auf die Versicherung zu verzichten, mit dem Geschenk habe man ausnehmend erlesenen Geschmack bewiesen? Ich meine, dass wir ohne den Wunsch auf Gegenleistung schenken können. Aber wir wünschen uns, dass das Geschenk «ankommt». Wenn ich jemanden beschenke und dieser Mensch freut sich, dann habe ich den Beschenkten – um nochmals den biblischen Begriff zu verwenden – in seinem Wesen «erkannt». Hilfreich kann auch sein, dass man ganz einfach fragt, was der andere sich wünscht. So zeigt sich, dass man daran interessiert ist, das richtige Geschenk zu finden.
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