Die 1000 Gesichter des Ekzems

astrea Apothekenmagazin • 18. September 2024

Unter dem Begriff Ekzem wird eine grosse Gruppe entzündlicher Hautkrankheiten zusammengefasst, die sich auf unterschiedlichste Weise – von Rötungen und Schuppen bis hin zu Knötchen oder Blasen – unangenehm bemerkbar machen können.

Zu den häufigsten Ekzemen zählen das Kontaktekzem und das atopische Ekzem, auch bekannt als Neurodermitis. Kontaktekzeme, etwa ausgelöst durch Nickel in Schmuck oder Knöpfen, treten in der Schweiz bei ungefähr 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung irgendwann im Laufe ihres Lebens auf. Die Neurodermitis, welche durch eine Störung des Immunsystems, durch erbliche Veranlagung oder äussere Einflüsse wie Stress ausgelöst werden kann, ist weit verbreitet. In der Schweiz sind circa 20 Prozent der Kinder und bis zu fünf Prozent der Erwachsenen davon betroffen.


Seltener, aber ebenfalls gut bekannt ist das Austrocknungsekzem, von dem besonders ältere Menschen mit trockener Haut betroffen sind. Ebenso das «seborrhoische» Ekzem (von lateinisch «sebum» = Talg), an dem wahrscheinlich eine erhöhte Talgbildung der Talgdrüsen und ein Hefepilz beteiligt sind.


Weiters gibt es das «nummuläre» oder «münzförmige» Ekzem, das meist bei Erwachsenen zwischen 50 und 70 Jahren auftritt und möglicherweise eine Reaktion des Körpers auf eine bakterielle Infektion darstellt. Und schliesslich das «dyshidrotische» Ekzem, welches vor allem im Sommer durch den Schweiss auf der Haut begünstigt wird.


Behandlung: Pflege, Kortison, UV-Licht

Grundsätzlich bezeichnet ein Ekzem eine entzündlich veränderte Haut. Diese kann je nach Krankheit unterschiedlich aussehen: eher trocken oder nässend, mit Blasen-, Knötchen- oder Schuppenbildung. Das allergisch bedingte Hautekzem zum Beispiel hat meist mehrere Stadien: Nach der rötenden, juckenden Haut bilden sich Bläschen, die nachfolgend verkrusten; bei Abheilung der Haut sind dann oft Schuppen zu beobachten. In der chronischen Phase ist die Haut dann eher trocken und schuppig.


Die Behandlung von Ekzemen hängt von der Ursache ab. Beim Kontaktekzem kommen Kortison-haltige Cremes zum Einsatz. Zudem sollte der Auslöser, wenn möglich, vermieden werden.


Bei Neurodermitis ist die konsequent durchgeführte tägliche Hautpflege mit rückfettenden Substanzen das Wichtigste. Zusätzlich eingesetzt werden die Bestrahlung mit UV-Licht, Medikamente gegen den oft quälenden Juckreiz oder – in schweren Fällen – zur Unterdrückung des Immunsystems.


Beim Austrocknungsekzem hilft meist schon allein das Eincremen mit rückfettenden Salben; zudem sollten Betroffene zu häufiges Waschen mit Wasser und Seife vermeiden und darauf achten, ausreichend zu trinken.


Vom seborrhoischen Ekzem wiederum ist meist die Kopfhaut betroffen, die mit speziellen Shampoos behandelt wird; auch hier können Kortison-haltige Cremes eine Linderung verschaffen.


Gegen das dyshidrotische Ekzem hilft die Austrocknung der betroffenen Stellen (häufig Finger oder Füsse) in einem Bad mit Gerbstoffen, gefolgt von einer Kortison-Paste.


Beim nummulären Ekzem sollte, wenn möglich, die zugrundeliegende bakterielle Infektion behandelt werden; in vielen Fällen kommt hier eine antiseptische oder Kortison-haltige Creme zum Einsatz.


Die Haut beruhigen: weniger Stress, gesunde Ernährung

Die Haut gilt mit einer Oberfläche von rund 1,8 Quadratmetern als grösstes Organ des Körpers, aber auch als «Spiegel der Seele». Die Wechselwirkungen zwischen Haut und Psyche sind gut bekannt, etwa das Erröten bei Scham oder die Schweissentwicklung in angsteinjagenden Situationen.



Natürlich steht bei Hauterkrankungen die medizinische Behandlung im Vordergrund, doch oft können beispielsweise Entspannungsübungen ebenfalls zur Heilung beitragen. Zusätzlich sollte der äussere Stress der Haut durch aggressive Reinigungsprodukte etwa mit Konservierungsmitteln und Duftstoffen vermieden werden: Besser ist der Umstieg auf sanftere, pH-hautneutrale Produkte. Zu guter Letzt spielt auch die ausgewogene Ernährung eine Rolle, um die gesunde Stoffwechsellage und das Immunsystem zu unterstützen.




Aktuelles aus Ihrer Apotheke

von astrea Apothekenmagazin 10. Februar 2025
Die Redewendung «von ganzem Herzen» wirkt wohltuend. Aber gibt das Herz immer die perfekte Richtung vor und können wir uns auf seinen Rat verlassen? Die Psychologin und Autorin Angelika Kallwass kennt sich in Herzensdingen aus. Angelika Kallwass, wie interpretieren Sie den häufig zitierten Satz «Man sieht nur mit dem Herzen gut»? Angelika Kallwass*: «… Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!» Als dieser berühmte Satz 1943 in Antoine de Saint-Exupérys Buch «Der kleine Prinz» erschien, wusste man über den Zusammenhang zwischen hirnorganischen Vorgängen und deren Auswirkung auf das vegetative Nervensystem wie zum Beispiel den Herzschlag längst nicht so viel wie heute. Natürlich kann man mit dem Organ Herz nicht «sehen». Aber das Herz ist ein sehr altes und starkes Symbol geworden, weil es ganz unmittelbar auf Gefühle reagiert. Man ist beispielsweise mit anderen Menschen in einer Runde und spürt spontan, dass atmosphärisch etwas nicht stimmt. Allerdings sind nicht alle Menschen gleich feinfühlig. Ist Feinfühligkeit eine Begabung? Bei Kindern ist das Bauchgefühl noch ausgeprägt vorhanden. Sie spüren Spannungen zwischen ihren Eltern auch dann, wenn Mutter und Vater versuchen, sich zusammenzureissen. Solche Situationen werden von Kindern oft als «komisch» bezeichnet. Sie bringen damit ihr Unbehagen über den für sie unverständlichen Zustand zum Ausdruck. Wenn Eltern die Kinder mit Beschwichtigungen wie «Es ist doch alles in Ordnung, was willst du eigentlich?» zu beruhigen versuchen, wird zum ersten Mal die Wahrnehmungsfähigkeit des Kindes verbogen. Angenommen, eine Frau muss sich zwischen zwei Männern entscheiden, die beide ihre Qualitäten haben. Die beste Freundin rät: «Hör doch auf dein Herz!» Ein guter Rat? Eine schwierige Situation. Sagt die betreffende Frau, sie sei verzweifelt und wisse einfach nicht, welche Entscheidung die richtige für sie sei, kann vielleicht der Rat weiterhelfen: «Dann schalt doch auch mal den Kopf ein.» Würden Sie als erfahrene Beraterin einer Klientin oder einem Klienten derart unverblümt sagen, er solle seinen Verstand gebrauchen? Nein, ich rate eher, sich eine bestimmte Situation vorzustellen und sich ganz intensiv hineinzubegeben. Einer Frau, die sich zwischen zwei Partnern entscheiden muss, würde ich möglicherweise vorschlagen: «Stellen Sie sich vor, Sie seien mit beiden Männern auf einer Wanderung. Man ist vom Weg abgekommen und hat sich gründlich verlaufen – was jetzt? Bei welchem der beiden Männer hätten Sie das Gefühl, mit ihm zusammen ein Team zu sein? Zu wem hätten Sie mehr Vertrauen, dass man gemeinsam den Weg finden und ans Ziel kommen wird?» Es ist schön, wenn man sich als Liebespaar und im Bett gut versteht. Entscheidend für die Tragfähigkeit der Beziehung ist das Gefühl: «Wir sind miteinander befreundet, wir sind ein Team und fähig, Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern.» Hat sich im Verlaufe der Corona-Krise – neben vielen und schweren Belastungen – da und dort ein neuer Sinn für Herzlichkeit und Zuwendung entwickelt? Jede Generation stand vor einer besonderen Testsituation und erlebte auf ihre Weise so etwas wie eine Vertreibung aus dem Paradies. Nun haben wir es aber mit einem Virus zu tun, das das gesamte gesellschaftliche Leben verändert und bisher bestehende Ordnungen infrage stellt. Schwierig ist vor allem die «Unsichtbarkeit» des Virus: Jemand kann angesteckt sein, ohne dass er dies weiss. Lange Zeit lebten wir in der Illusion, wir hätten die Welt erobert: Wir konnten reisen, wohin wir wollten. Jetzt stellen wir fassungslos eine weltweite Gefährdung fest. Ich würde nicht sagen, dass Corona mehr Herzlichkeit hervorgebracht hat, sondern eher mehr Achtsamkeit füreinander im Alltag. «Ich denke, das Gefühl ‹ich komme beim anderen an›, ‹ich werde erkannt› lebt als ganz grosses Bedürfnis in uns.» Verfügen Menschen, die Herzlichkeit ausstrahlen, über eine besondere Begabung? Ob es hier tatsächlich um eine genetische Veranlagung geht, ist schwer nachweisbar. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Fähigkeit, den Mitmenschen mit Herzlichkeit zu begegnen, sehr viel damit zu tun hat, wie man als Kind erkannt worden ist und wie weit es gelungen ist, seine Eltern zu erkennen. Wie viele Gänseblümchen habe ich als Kind abgerissen, um meiner Mutter einen Strauss zu bringen! Als mich dann meine Mutter anwies, die Blümchen stehen zu lassen, hatte sie ja recht – aber ich war tief enttäuscht. Später begriff ich: Hätte sie mein Bedürfnis, ihr eine Freude zu machen, besser erkannt, hätte sie mir auf andere Weise erklärt, weshalb die kleinen Blumen zu schützen seien – ich wäre nicht so enttäuscht gewesen. Ich denke, das Gefühl «ich komme beim anderen an», «ich werde erkannt» lebt als ganz grosses Bedürfnis in uns. Manchmal wird der Mangel an sprachlicher Ausdrucksfähigkeit mit dem Satz «Ich habe eben mein Herz nicht auf der Zunge» begründet. Das Gefühl der von Herzen kommenden Zuwendung muss sich nicht zwingend immer in vielen Worten äussern. Manchmal genügt «das Gefühl», dass man den anderen Menschen begleiten, ihm beistehen und für ihn da sein werde. Freundschaften und Partnerschaft kann man im Internet suchen. Geht uns die Unmittelbarkeit und Herzlichkeit von Beziehungen verloren? Vielleicht bin ich altmodisch. Aber für mich sind die Unmittelbarkeit und die damit verbundene Sinnlichkeit sehr bedeutungsvoll. Selbstverständlich ist es wunderbar, mit einem in Amerika lebenden Kind per Skype verbunden zu sein. Aber bei dieser Art von Begegnung werden nicht alle unsere Sinne angesprochen und wir können unsere Zuwendung zum Mitmenschen nicht genügend zum Ausdruck bringen. Zu Beginn einer Partnerschaft beflügelt das Gefühl, man sei «ein Herz und eine Seele». Ist der hormonelle Schub etwas verebbt, kann sich das Hochgefühl in Monotonie verwandeln. Wäre aufmerksame Herzlichkeit in der Partnerschaft vielleicht ein zuverlässiges «Bindemittel»? Hier sind wir erneut bei einer Variante des Zitats «Man sieht nur mit dem Herzen gut». Es geht nicht allein um Sexualität, sondern auch um etwas, das ich mit den Begriffen Liebe, Kameradschaft und Freundschaft umschreiben möchte. In einer so gearteten Lebensgemeinschaft kann man am Gesichtsausdruck des Partners oder der Partnerin erkennen, ob es ihm oder ihr gut geht oder ob etwas nicht in Ordnung ist. Empathie halte ich für etwas unglaublich Wichtiges. Sind wir überhaupt in der Lage, von ganzem Herzen und ohne jede Berechnung oder Erwartung auf irgendwelche Gegenleistungen Geschenke zu machen – ja selbst auf die Versicherung zu verzichten, mit dem Geschenk habe man ausnehmend erlesenen Geschmack bewiesen? Ich meine, dass wir ohne den Wunsch auf Gegenleistung schenken können. Aber wir wünschen uns, dass das Geschenk «ankommt». Wenn ich jemanden beschenke und dieser Mensch freut sich, dann habe ich den Beschenkten – um nochmals den biblischen Begriff zu verwenden – in seinem Wesen «erkannt». Hilfreich kann auch sein, dass man ganz einfach fragt, was der andere sich wünscht. So zeigt sich, dass man daran interessiert ist, das richtige Geschenk zu finden.
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